Bei meinem ehem. Arbeitgeber hatte ein Mediengestalter im Jahr 2009 einen Produktkatalog erstellt.
Dieser Katalog sollte 2010 dann überarbeitet werden, der Kollege hatte zu diesem Zeitpunkt aber schon nicht mehr bei uns gearbeitet.
Da es für meinen damaligen Chef nicht in Frage kam, die Sache zu "outsourcen", der Katalog jedoch möglichst schnell in den Druck gehen sollte, musste in kürzester Zeit ein neuer Mitarbeiter her.
Auf die Stellenausschreibung hatten sich damals einige Interessenten gemeldet, die teilweise auch einen recht brauchbaren Eindruck machten.
Da zu den Aufgaben des neuen Mitarbeiters auch die Optik, die Usability und die Strukturierung unserer Warenwirtschaft sowie die Betreuung von Kunden-Websites gehören sollten, stand im Anforderungsprofil neben Photoshop auch HTML und CSS, idealerweise sogar ein wenig JavaScript.
Da mein Chef von diesen Dingen - mit Verlaub - überhaupt keine Ahnung hat, sollte ich beim Vorstellungsgespräch dabei sein.
Da so ein Vorstellungsgespräch allerdings in den seltensten Fällen das "wahre Gesicht" des Interessenten zeigt, entschied ich mich dazu, einigen Personen noch eine kleine Hausaufgabe zu geben.
Denjenigen, die mich im ersten Gespräch überzeugen konnten, schickte ich also per E-Mail die Aufgabe, ein kleines HTML-Kontakt-Formular zu erstellen, das verschiedene Felder beinhalten sollte. Bei der grafischen Gestaltung sollten sie sich an unserer Firmenwebsite orientieren.
Vorgabe war jedoch, dass das Ergebnis valides XHTML aufweist und Webstandards möglichst eingehalten werden. Ebenso sollten sich keine Style-Anweisungen im Quelltext befinden, sondern in eine Datei ausgelagert sein.
Eine Auswertung der Eingaben war nicht gefordert.
Es sollte keine Doktorarbeit werden, sondern lediglich einen kleinen Überblick darüber ermöglichen, ob die Person weiß, wie man mit XHTML und CSS umgeht.
Die Antwort erwartete ich am nächsten Tag als E-Mail.
Nun, mit dieser Aufgabe trennte sich die Spreu vom Weizen.
5 Leuten hatte ich die gleiche Aufgabe gegeben. 2 davon lieferten ein absolut sauberes Ergebnis, 2 waren gerade noch akzeptabel. Nur ein Bewerber sendete kompletten Schrott zurück.
Meinem Chef war das relativ egal, er entschied sich für genau den Bewerber, "weil er den nicht fest anstellen müsste, sondern freiberuflich beschäftigen" könne.
Es kam wie es kommen musste: Der Produktkatalog war letztendlich kompletter Schrott, weil der Umgang mit Adobe-Produkten ebensowenig zu den Stärken des Mitarbeiters gehörte wie HTML.
Schließlich wurde die Zusammenarbeit mit dem Bewerber wieder eingestellt und die Umsetzung des Katalogs an einen anderen vergeben.
Es gab wohl offensichtlich auch einen Rechtsstreit wegen nicht gezahlter Rechnungen, wie das ausgegangen ist, weiß ich jedoch nicht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen