Dienstag, 18. Januar 2011

Das Märchen um den Ausbildungsplatz

Es war einmal...

Mein Stiefsohn - nennen wir ihn Patrick - war nach dem Umzug seiner Mutter (also meiner Freundin) an seinem Heimatort geblieben. Dort wusste er offensichtlich nicht so rechts etwas mit sich anzufangen und ließ alles schleifen. An seinem Ausbildungsplatz erschien er einfach nicht, verlor die Stelle, usw.

Also überlegte ich, wie man ihm helfen könnte und besorgte ihm einen Praktikumsplatz bei meinem ehem. Arbeitgeber. Zu dieser Zeit arbeitete ich noch dort.
Das Praktikum war zunächst auf 2 Wochen angesetzt und sollte Patrick die Arbeit eines Kaufmanns im Groß- und Außenhandel näher bringen. Dinge, die wirklich etwas mit dem Beruf zu tun haben, durfte er nicht ausführen, stattdessen waren typische Praktikantentätigkeiten angesagt. Lager aufräumen, selbiges putzen, Hof kehren, Rechnungen sortieren, usw.
Er erfüllte alle Aufgaben, ohne zu murren. Alle waren zufrieden mit seinem Einsatz.

Nun, die beiden Wochen waren um, Patrick fragte also, wie es nun weitergehen kann.
Mein Ex-Chef antwortete, dass er ihn gerne weiter als Praktikanten beschäftigen würde. Wenn er weiter entsprechende Arbeit abliefern würde, könnte er ab September eine Ausbildung beginnen.
Er wünschte sich jedoch auch, dass Patrick noch in einem anderen Betrieb und einem anderen Beruf ein Praktikum absolviert.

Später kam mein Ex-Chef noch zu mir und versicherte mir unter 4 Augen, dass ihm der Ausbildungsplatz sicher sei. Ich solle es Patrick jedoch noch nicht sagen.

Das Praktikum wurde also nochmals um 4 Wochen verlängert. 4 Wochen, in denen Patrick nicht einen einzigen Cent verdient hat.
Es ging sogar so weit, dass er neu angemietete Büroräume renovieren musste.
Ich frage mich heute noch, inwiefern diese Arbeit zu den Aufgaben eines Kaufmanns gehört.
In Aussicht auf den Ausbildungsplatz war zu dieser Zeit jedoch eigentlich alles egal.

Allerdings war da noch ein kleines Problem: Ich selbst hatte bereits einen neuen Job und plante, im August zu kündigen. Es war klar, dass das sicherlich Einfluss auf den angebotenen Ausbildungsplatz haben wird.
Daher bemühte ich mich zusammen mit Patrick um eine andere Lehrstelle.
Nach vielen Vorstellungsgesprächen sowie mehreren Praktika war schließlich das richtige gefunden, wenn auch in einer komplett anderen Branche :-)

Nachdem alles bereits geregelt war, hat Patrick dann nochmal bei meinem (dann schon) ehem. Arbeitgeber angerufen und gefragt, wie es denn nun mit der Ausbildungsstelle aussehen würde.
Die Aussage meines Ex-Chefs:
Nein, Patrick. So etwas wie dich tun wir uns nicht an.

Na prima :-)
So etwas wie meinen ehem. Chef möchte sich Patrick bestimmt auch nicht antun.
Er hat seinen Beruf gefunden, die Ausbildung macht ihm Spaß, und wenn er heute mitbekommt, wie mein Ex-Chef so drauf ist, ist er er froh, dass es ist, wie es ist.

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