Dienstag, 11. Januar 2011

Präsentation im Nachbargebäude

Bei meinem ehem. Arbeitgeber war ich an der Entwicklung einer Warenwirtschaft beteiligt.
Um die Vermarktung wollte sich mein damaliger Chef immer selbst kümmern, auch wenn seine Ideen hierfür etwas, sagen wir "außergewöhnlich" waren.

Die Einführung einer Software, in der prinzipiell sämtliche unternehmenskritischen Daten gespeichert werden, erfordert eine Menge Vertrauen. Dass die Entscheidung hierfür nicht spontan gefällt wird sondern ein langwieriger Prozess sein kann, sollte verständlich sein.
Ebenso möchte sich nicht jeder daber gern über die Schulter schauen lassen. Für den einen ist Argument A wichtiger, ein anderer findet Argument B wichtiger.

Nun, man sollte eigentlich wissen, dass man eine Warenwirtschaft nicht nach einer einstündigen Präsentation verkaufen wird.

Dennoch wurde es versucht.
Die Interessenten wurden also zu einer Präsentation in unserem Hause eingeladen.
Ohne zu wissen, dass mehrere Interessenten gleichzeitig hier sein werden.

Da in unseren Räumen für eine solche Vorstellung kein Platz war, musste ein größerer Raum her. Geplant waren ca. 10 - 15 Teilnehmer.
Ein örtlicher Verein hatte sein Vereinsgebäude in unmittelbarer Nähe zu unseren Büros, daher konnte hier schnell eine Einigung gefunden werden.

Problematisch war jedoch, dass dort kein Internetanschluss zur Verfügung stand.
Die Warenwirtschaft ist keine Desktop-Software, sondern läuft auf einem Webserver.
Es musste also eine Lösung gefunden werden.

Zwischen den Gebäuden liegen geschätzte 100 Meter Luftlinie.
Mein Chef kam auf die Idee, jeweils einen WLAN-Repeater in ein Fenster zu stellen.
Nach 2 Tagen vergeblicher Tests stellte er fest: Funktioniert nicht.

Dann kam ihm die Idee, seine alte GPRS-Karte für's Notebook auszugraben.
Da die Mobilfunkabdeckung in unserer ländlichen Region nicht unbedingt prickelnd ist, kam dabei leider auch nur ein Bruchteil des Möglichen an.

Schließlich schlug ich ihm vor, die Software samt Webserver einfach auf seinem Notebook zu installieren.
Wenn er die Vorstellung komplett im Browser durchführen will, könne er ja noch seine hosts-Datei modifizieren, so dass er sogar die "echte" URL eintippt und die Benutzer gar nicht merken, dass er eigentlich lokal arbeitet. Somit wäre das Problem komplett beseitigt und Probleme mit der Bandbreite vom Tisch.

Gefallen hat ihm mein Vorschlag aber nicht. Seine Reaktion:
Ich lüg' meine Kunden doch nicht an. Die sollen sehen, dass das im Internet funktioniert! Ich mach' das mit mit GPRS und fertig!
Der Kunde soll das später auch bei seinen Außendienstterminen verwenden.
Nun, viele Dinge funktionieren reibungslos, selbst wenn die Verbindung nicht die tollste ist. Man sollte aber vermeiden, große Listen anzuzeigen, wenn man nicht minutenlang warten möchte.
Ich wüsste auch keinen Grund, warum ich mir eine Artikelliste mit mehreren tausend Einträgen beim Kunden anzeigen lassen müsste ;-) Solche Dinge kann ich auch im Büro machen, wo ich "richtiges" Internet habe.

Wie dem auch sei, die Präsentation rückte näher.
Es blieb dabei: GPRS wird verwendet, basta.
Zu der Veranstaltung kamen letztendlich auch sage und schreibe 2 (!) Interessenten.

Zum Glück, alles andere wäre einfach nur noch peinlicher gewesen.
Die Präsentation bestand im Prinzip aus reden, klicken und warten.

Es wurde übrigens keiner der beiden Gäste Kunde ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen