Donnerstag, 27. Januar 2011

Bewerbungsgespräch

Gerade habe ich bei Björn einen Beitrag über stinkende Bewerbungsunterlagen gelesen. Hierbei ist mir die folgende Anekdote wieder eingefallen.

Wie ich bereits geschrieben hatte, war ich bei meinem alten Arbeitgeber auch für Bewerbungsgespräche zuständig.
Als wir mal wieder eine Stelle als Programmierer / Entwickler ausgeschrieben hatten, waren die meisten Gespräche bereits erledigt, als sich kurz vor Feierabend noch ein Interessent telefonisch meldete. Er entschuldigte sich, dass er sich er so spät melde und nannte auch verschiedene Gründe hierfür. Mir war das prinzipiell egal, jedoch machte er am Telefon einen recht guten Eindruck.
Ich entschied mich dazu, ihm den bei uns üblichen Einstellungstest per E-Mail zu senden. Das Vorstellungsgespräch setzte ich gleich für den nächsten Tag an.

Am nächsten Tag erschien der Bewerber dann zur vereinbarten Uhrzeit, mein Kollege informierte mich darüber - und rollte dabei bereits die Augen. Sollte sich hier etwa etwas Unvorhergesehenes offenbaren?

Oh ja! Der Bewerber stand da: In zerfetzten Jeans, Springerstiefeln, mit gammligem Hemd und komischer Frisur. Nein, er war kein Punk. Er war einfach nur ungepflegt und siffig.

Eigentlich hätte ich an diesem Punkt bereits gute Lust gehabt, den Kerl direkt wieder nach Hause zu schicken. Dennoch bat ich ihn ins Büro und er nahm Platz.
Noch bevor ich das Gespräch beginnen konnte, wollte er mir die Hausaufgabe geben. Hierbei ist mir jedoch ein solcher Geruch von kaltem Rauch entgegen gekommen, dass ich mich weigerte, das Papier in die Hand zu nehmen.

Die Vorstellung war nach ca. 3 Minuten beendet. Den Wortlaut kann ich sinngemäß noch wiedergeben:

Ich: Herr Meierhuberschulz, ich glaube, heute ist ein wichtiger Tag für Sie. Sie werden heute etwas für Ihr zukünftiges Leben lernen.
Bewerber: Ich verstehe nicht, was Sie meinen?!
Ich: So, wie Sie sich hier verkaufen, habe ich überhaupt keine Lust, ein Gespräch mit Ihnen zu führen. Ich bin mir sicher, Sie können 'was. Aber ich kann mir jemanden wie Sie einfach nicht neben mir vorstellen. Das möchte ich auch keinem meiner Kollegen zumuten.
Bewerber: Also wird das nix?
Ich: So nicht.

Er stand anschließend auf und ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren zur Tür hinaus.
Damit war mein bisher kürzestes Vorstellungsgespräch beendet.

4 Kommentare:

  1. Wow, habe soeben auch alles durchgelesen. Grandioses Chefbashing. Auf Dauer ist allerdings jede Art "Schimpfen" relativ anstrengend zu lesen. Ich bin froh für Dich, dass Du (hoffentlich für die nächsten 20 Jahre) bei Deiner neuen Arbeit glücklich bist. Erzähl doch von Anekdoten Deiner neuen Stelle und wie Dein Rechtsstreit mit der alten Stelle ausgegangen ist und gut ist...
    Auf jeden Fall schön und locker zu lesen!
    Vielen Dank.

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  2. Na na na, das Chefbashing ist das Tolle daran. Wenn der unbekannte Softwareentwickler (darf ich dich COP nennen? Oder ist COPPer gut?) nicht gewechselt hätte, hätt das hier die Fortsetzung der "Reinkarnation der Renintenz" werden können (bzw. kann noch werden - man soll ja nie die Flinte ins Korn werfen).

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  3. In anderen Blogs melde ich mich unter dem Namen "Coder". Aber solange ich weiß, dass ich gemeint bin, höre ich auch auf andere Namen :-)

    Ich habe noch die ein oder andere Anekdote auf Lager, also nur keine Panik.

    Das Chefbashing war als solches eigentlich gar nicht geplant, ich wollte mir anfangs nur die größten Kopfschüttler von der Seele schreiben. Mittlerweile ist es allerdings so, dass mein ehem. Chef mit allen Mitteln versucht, mir noch einen mitzugeben.
    Dadurch fällt es mir dann doch recht leicht, auch kleinere Kopfschüttler mit in die Sammlung aufzunehmen.

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  4. Stimmt, hätte ich eigentlich sehen können, Coder :)

    Aus irgendeinem Grund lese ich diese Stories ganz gerne, muss so eine Art "Rache des (kleinen) Angestellten" sein. RdR funktionierte ja komplett nach diesem Prinzip.

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